Kennen Sie den Hirsch?

Bei Störungen

Der Rothirsch bewohnte ursprünglich offene und halb offene Landschaften. Im Jahresverlauf kommen ausgedehnte Wanderungen zwischen Sommer- und Wintereinständen vor.  Bei Störungen flüchtet der Hirsch nicht etwa in den nächsten Wald, sondern ins nächste Tal oder wechselt die Talseite. Das können mehrere Kilometer sein. Diese Wanderungen sind vor allem dem Nahrungserwerb geschuldet. Das Leben in offenen und halb offenen Landschaften wurde für den Rothirsch immer unerträglicher. Er wurde von den Menschen in grosse Waldgebiete zurückgedrängt. Auch in den Wintereinständen hat er keine Ruhe. Wildhüter Rolf Zumbrunnen: «Die freiheitsliebende Bevölkerung behandelt den Hirsch nicht wie einen König, obwohl alle sagen, er sei der König unter den freilebenden Tieren.»

Wildhüter Rolf Zumbrunnen aus Gstaad weiss von einer Hirschkuh, die während mehreren Jahren ihre Einstandplätze wechselte. Sie lief u.a. vom Tschärzistal nach Broc (Kanton Freiburg).

Die Lebensart

Der Hirsch lebt selten in einer Gruppe. Die Stiere gehen unter sich, Jungstiere und alte Stiere meist allein. Die Kühe, Kälber und Schmaltiere laufen im Rudel mit. Der Hirsch wäre eigentlich ein tagaktives Tier. Das Auftreten des Menschen beeinflusste sein Verhalten negativ.

Der Nahrungsbedarf

    • Je nach Jahreszeit bis zu 20 kg Grünfutter pro Tag.
    • Im Winter braucht er nur ca. 8 kg Nahrung pro Tag.
    • Störungen erhöhen die benötigte Nahrungsmenge. Wegen schneebedeckter und vereister Böden kann der Hirsch seinen Energiebedarf nicht mehr decken.

Im Winter

Sofern dieser kalt und schneereich ist, drosselt der Hirsch seine Körperfunktionen auf ein Minimum. Sein Herz pulsiert mit wenigen Schlägen. Die Nahrungsaufnahme wird mehr oder weniger eingestellt. Der Hirsch ist ein Energiesparer – im Gegensatz zum Menschen!

Die Feinde

Der Wolf ist der natürliche Feind des Hirsches. Wölfe gibt es auch im Saanenland. Im Gegensatz zum Wolf ist der Hirsch nicht geschützt, er ist jagdbar. Auch der Mensch ist ein Feind des Hirsches – nicht primär wegen der Jagd, sondern wegen oft ungezügeltem Freizeitverhalten im Wald.

Des Försters Frust 

Rothirsche schälen Bäume, indem sie mit den Schneidezähnen die Baumrinde erfassen und die Rinde vom Stamm abziehen. Im Winter ist Schälung vor allem eine Reaktion auf Nahrungsknappheit. Rothirsche fressen ausserdem junge Baumtriebe, in denen sich für ihre Ernährung wichtige Nährstoffe befinden. Verbissen werden sowohl die Leittriebe junger Bäume wie auch Zweige und Äste. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf den Pflanzenbestand. Ökologisch entsteht eine Entmischung der Baumarten. Aus Sicht der Waldwirtschaft ist der Verbiss des zentralen Leittriebs besonders kritisch.

Beratung: Rolf Zumbrunnen, Wildhüter, Gstaad; Daniel Bütschi, Betriebsleiter Forst, Saanen; Autor: Eugen Dornbierer-Hauswirth
Fotos: Hirsche: Rolf Zumbrunnen, Wildhüter, Gstaad, Des Försters Frust: Eugen Dornbierer-Hauswirth

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