Innenräume

Bei anspruchsvolleren Objekten oder unter Heimatschutz stehenden Gebäuden, wie etwa die Kirche in Saanen, werden Schipfischindeln verlegt. Diese sind kürzer als die konventionellen Schindeln. Für Innenräume entwickelten Möschings etwas Neuartiges: ein Schipfendach anstelle einer Altholzdecke. Die Schindeln werden nicht imprägniert, sondern gedämpft. Dadurch erhalten sie eine besonders schöne Farbe, die dem Raum viel antiken Charme verleiht.

Schindeln – ein Trend

Die Mösching Forst GmbH befindet sich in Bissen*, inmitten einer intakten Landwirtschaft mit Wiesen und Wald. Schindeln ist eine Familientradition. Schon Grossvater Martin Mösching produzierte mit viel Herzblut Schindeln. Der Sohn mit demselben Namen führte diese Tradition mit seinem Bruder Kurt und ihren Familien weiter. Parallel zur Schindelunternehmung gründete Martin mit seinen zwei Söhnen Benjamin und Mathias im Jahre 2011 die Mösching Forst GmbH.

Das Herstellen von Schindeln fusst nicht auf einer Berufslehre, wie etwa jene des Zimmermanns und des Schreiners. Schindelmacher wurde man aus einer besonderen Verbundenheit mit dem Wald, den Bäumen und ihren Eigenheiten. Die handwerklichen Fertigkeiten wurden von Generation zu Generation weitergegeben. So hat auch Mathias Mösching, geboren im Jahr 1990, das Schindelmacher-Gen seines Vaters Martin, der es von seinem Vater und der es wiederum von seinem Vater geerbt hat. Mittlerweile in der vierten Generation angekommen, produzieren Möschings in ihrem Familienbetrieb Schindeln wie anno dazumal von Hand wie zu Gotthelfs Zeiten. Als im Jahr 2005 das Buch «Saanenland, hier verwurzelt, hier zu Hause», erschien, war Mathias 15 Jahre alt. Schon als Bub war er mit seinem Vater im Wald, begutachtete die Bäume, hörte seinen Vater, wie er mit diesen sprach, half beim Fällen und dann beim Abtransport. Schritt um Schritt erlernte er so das Handwerk. Heute ist auch Mathias ein versierter Schindelmacher.

* Bissen liegt östlich von Gstaad, zwischen 1100 und 1200  m ü. M. 

Wässern

Stammstücke, Mösele genannt, aus denen in einem zweiten Arbeitsgang bis zu zwölf Schindeln geschnitten werden, müssen bei heissem Wetter gewässert werden. Dadurch wird die Färbung im Holz abgewendet. Zudem entstehen im ausgetrockneten Holz Schwindrisse, die vor dem Spalten zu verhindern sind.

Spalten von Hand

Bereits als Knabe half Mathias seinem Vater. Damals «schindelten» sie ausschliesslich in Handarbeit, die sich von der maschinellen unterscheidet. Zuerst spaltet man vier Schindeln gleichzeitig ab, danach halbiert man diese. Das Spalten von Hand ist Präzisionsarbeit, braucht viel Erfahrung und belastet die Handgelenke, bis sie schmerzen.

Spalten mit Maschine

Die vorgespaltenen Stücke (Mösele) werden mit einer Maschine, Typ Eigenkreation, zu acht bis zehn Millimeter dicken Schindeln gespaltet. Das Messer muss spalten und darf nicht schneiden. Sobald man die Struktur des Holzes verschneidet, nimmt es vielmehr Wasser auf und hält dadurch weniger lang (Qualitätsverlust).

Parallel fräsen

Nach dem Spalten werden die Schindeln parallel gefräst. Dieser Arbeitsgang, im Bild ausgeführt von Schindelmacher Dieter Fleischer, erfordert hohe Konzentration. Weil viele Hundert Schindeln zu bearbeiten sind, sind auch reichlich Geduld und Beharrlichkeit gefragt.

Imprägnieren

Der letzte Arbeitsgang ist das Imprägnieren der Schindeln. Neuerdings haben Möschings eine Imprägnierungsanlage. Imprägnieren ist ein technischer, chemischer Vorgang. Zur Anwendung kommt ein farb- und geschmackloses Mittel. Durch den Imprägnierungsprozess erhöht sich die Lebensdauer der Schindeln um das Zwei- bis Dreifache von 20 bis gegen 60 Jahre.

Hausdach

Das Schindeldach ist vergleichbar mit einem Sandwich mit vier Lagen (Super Big Mac): 
1. Reihe mit 25 cm langen Schindeln, 
2. Reihe mit 35 cm langen Schindeln, 
3. Reihe mit 50 cm langen Schindeln, 
4. Reihe mit 65 cm langen Originalschindeln.

Danach immer nach 15 cm eine neue Reihe von 65cm-Schindeln bis das Dach gedeckt ist.

Möschings in der Bissen pflegen ein uraltes Handwerk, sind neugierig und innovativ. Behutsam und überlegt gehen sie mit dem Geist der Zeit. Sie setzten auf altbewährte Handarbeit und denken wohl kaum an CAD-gesteuerte Schindelproduktion.

Beratung: Mathias Mösching, Schindelmacher, Bissen; Autor: Eugen Dornbierer-Hauswirth
Fotos: Kleger & Koller Architekten GmbH/SIA, zur Verfügung gestellt von Mösching Forst, Mathias Mösching; Eugen Dornbierer-Hauswirth, Foto Hausdach: Mathias Mösching, Schindelmacher, Bissen

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