Die Wasserversorgung der Gemeinde Saanen wird durch ein komplexes Netz von Bergquellen, Pumpwerken, Reservoirs — wie das hier abgebildete Reservoir Bissenstalden — sowie 128 Kilometern Rohrleitungen sichergestellt und liefert den Haushalten pro Jahr durchschnittlich drei Millionen Kubikmeter Wasser. Es wird vom siebenköpfigen Team der Zentrale in Saanen digital geregelt, unterhalten, repariert und gereinigt. Durch zahlreiche Pumpen und Schieber kann jederzeit ein -Überschuss oder Wassermanko an einem Ort ausgeglichen werden — ausser im Turbach und in Abländschen, die beide über ein eigenständiges Wassernetz verfügen.

Die Wasserversorgung 

der Gemeinde Saanen

Als Zweig der Gemeinde Saanen erhält die Wasserversorgung keine finanzielle Unterstützung, da sie zu 100 Prozent durch die Wassergebühren selbstfinanziert wird. Letztere werden nicht wie überall sonst mit Wasserzählern eruiert, sondern mittels Belastungswerten der Anschlüsse (siehe Grafik rechts unten). Dadurch tragen die Wasserbezüger mit vielen Anschlüssen, die das Netz in der Hochsaison überdurchschnittlich belasten, in angemessener Weise zur Finanzierung der hiesigen Wasserversorgung bei.

Es wäre interessant zu wissen, wie viel Wasser in der Gemeinde Saanen prozentual Privatpersonen, die
Hotels, das Gewerbe oder die Landwirtschaft verbrauchen. Arno Romang, Brunnenmeister FA und Betriebsleiter der Wasserversorgung, schüttelt den Kopf: «Dazu gibt es keine Zahlen, weil hier für Private und teilweise für das Gewerbe eben keine Wasserzähler verwendet werden.» Man wisse aber, dass Hotels in der Hauptsaison sehr grosse Bezüger seien. Für wasserintensive Anlagen wie private Schwimmbäder und fest installierte Gartenbewässerungen werde ein höherer Tarif bezahlt. 

Der Wasserverbrauch ist in der Gemeinde Saanen in den letzten fünf Jahren um fast einen Drittel zurückgegangen. Arno Romang führt dies darauf zurück, dass das Wassernetz konsequenter überwacht wird, die Leitungen stetig erneuert und Lecks und Wasserverluste aktiv gesucht und demzufolge sofort repariert werden. Zudem werden Haushaltsgeräte wie Geschirrspüler oder Waschmaschinen immer sparsamer. Schwimmbäder oder die Zentralwäscherei verbrauchen heute viel weniger Wasser als früher. «Auch bei den Konsumenten stelle ich ein steigendes Verantwortungsbewusstsein fest», lobt Romang.

Es könnten grosse Einsparungen gemacht werden, wenn Wasserzähler eingeführt würden.

Arno Romang Betriebsleiter Wasserversorgung Saanen

Aber er ist überzeugt, dass noch einmal grosse Einsparungen gemacht werden könnten, wenn flächendeckend Wasserzähler eingeführt würden. 

Für die Zukunft prognostiziert der Brunnenmeister trotz Wetterkapriolen keine Wasserknappheit und beruft sich dabei auf Dr. Jürg Wanner, den Hydrologen und Berater der Wasserversorgung Saanen. Zwar werde das Grundwasser durch das Verschwinden der Gletscher um ungefähr einen Siebtel abnehmen, aber die erwarteten grösseren Niederschlagsmengen im Winter machten einen Teil davon wett, so Arno Romang. Entscheidend ist für ihn jedoch das 2021 fertiggestellte Pumpwerk in Saanen. Ohne dieses wäre die Versorgung in der Hochsaison – mit fast 11 000 zusätzlichen Zweitwohnungsbesitzenden und Touristen – am Limit, ist er überzeugt.

Der Gstaader Arno Romang wurde 1968 geboren und ist gelernter Elektriker. Nach einem längeren Amerika-Aufenthalt kehrte er in die Schweiz zurück und arbeitete in Winterthur, Zürich, Lausanne und Gstaad.  Es folgte eine Weiterbildung als Elektrokontrolleur. 1998 wurde er bei der Wasserversorgung Saanen als Betriebsleiter-Stellvertreter angestellt. Er absolvierte verschiedene Weiterbildungen, darunter die Berufsprüfung Brunnenmeister mit eidgenössischen Fachausweis. 2018 wurde er nach der Pensionierung seine Vorgängers Ueli Haldi zum Betriebsleiter und Brunnenmeister  der Wasserversorgung Saanen befördert.

Belastungswerte: Wasserzins der Gemeinde Saanen

Für Privathaushalte nach Belastungswerten (exkl. MwSt. 2,5 % und MwSt. 7,7 % Abwassser):

Bestimmung des Mengenverbrauches mittels Wasserzähler für Grossverbraucher wie z.B. Hotels oder die Molkerei: Tarif 1 = Fr. 0.85 pro m3 für Leitungswasser und öffentliche Schwimmbäder Tarif 2 = Fr. 4.22 pro m3 für private Schwimmbäder, grosse fest installierte Gartenbewässerungen, Spezialinstallationen Für alle Verrechnungen gilt im Minium die Grundgebühr nach BW. 

Quellen

Die elf Quellgebiete befinden sich auf  unserem Gemeindegebiet geologisch bedingt meist auf einer Höhe von ca. 1500 Metern. Sie sind im Besitz der Gemeinde, das Wasser aber gehört dem Bund. Im Gegensatz zum Grundwasser müssen dem Kanton für Quellwasser keine Grund- und Verbrauchsgebühren bezahlt werden. Da es auch weniger Energiekosten verursacht, wird ein möglichst hoher Anteil Quellwasser angestrebt. 2021 machte es rund 81 Prozent der Wasserversorgung aus.  Sämtliche Quellen sind mit Steinen oder Mauern eingefasst und zugedeckt wie bei der neuen Brunnstube Lochstafel. Damit sie nicht verschmutzt werden, sind sie durch Schutzzonen abgegrenzt. Im Umkreis von 10 Metern darf beispielsweise weder gedüngt noch Material wie z.B. Holz abgestellt werden.

Reservoirs 

Das Quellwasser fliesst in der Folge durch Rohrleitungen zu den zwölf in der ganzen Gemeinde verteilten Reservoirs. Das Reservoir Bissenstalden wurde 1966 erbaut. Es enthält mit seinen 2,3 Millionen Litern eine Tagesreserve, was bedeutet, dass sich das Wasser jeden zweiten Tag komplett erneuert. Es besteht aus zwei Kammern, die durch die Quelle Bachbärgli in der Bissen und vom Pumpwerk Enge gespeist werden. Zweimal jährlich werden sie abwechslungsweise entleert, gespült, von Hand sauber gefegt und desinfiziert.

Pumpwerke 

Die drei Grundwasserpumpwerke dienen dazu, Grundwasser aus der Tiefe des Bodens zu pumpen. Die sieben Stufenpumpwerke der Gemeinde Saanen werden nur eingeschaltet, wenn die Schüttung der natürlichen Quellen für die Wasserversorgung der Bevölkerung nicht ausreicht. Denn die Pumpen generieren Energiekosten, zudem müssen für das Grundwasser eine  kantonale Jahreskonzession und eine Verbrauchsgebühr bezahlt werden.  Das 2021 eröffnete Pumpwerk Saanen pumpt Grundwasser aus drei,  über zwanzig Meter tiefen Brunnen hoch. Durch die hier abgebildete  rechte Hochdruckpumpe können zum Beispiel bis zu 6000 Liter pro  Minute in das Wassernetz Gstaad eingespiesen werden.  

 UV-Desinfektion: Trinkwasser für WC-Spülung 

Wir befinden uns in der komfortablen Lage, auch für die WC-Spülung und Dusche Trinkwasser zu benutzen. Das Quell- und Grundwasser wird heute nämlich per Bestrahlung durch ultraviolettes Licht desinfiziert — und nicht mehr durch Chlor. UV-Strahlen wirken keimtötend und schädigen das Erbgut der Bakterien, sodass sie sich nicht mehr vermehren können. Alle zwei Monate werden aus dem Wassernetz Proben entnommen und im eigenen Labor in Saanen mikrobiologisch untersucht. Zudem wird die Qualität des Wassers, das im Netz bis zu 300 aerobe mesophile Keime (d.h. Bakterien, die unter Sauerstoff und bei mittleren Temperaturen gedeihen) pro Milliliter haben darf, alle zwei Monate mittels erhobener Proben vom Kantonschemiker untersucht.

Autor und Fotos: Martin Gurtner-Duperrex; Foto «Quellen»: zVg

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