Das Saanenland und
seine Gewässer

Saane/Saanen
Über einen Zeitraum von 1000 Jahren entwickelte sich Sanona über Sanuna und Sarina zu Saane. Das Wort soll einen keltischen Ursprung haben und stark, mächtig oder gewaltig bedeuten. Es könnte aber auch aus dem Vorlateinischen stammen und auf Sumpfland oder Torf hindeuten. Dass die französische Form des Dorfnamens Gessenay auf einen lateinischen Personennamen wie Gessius zurückgehe, ist umstritten.

Gstaad
Gstaad kam über Stad im Jahr 1483 und Gstadt oder Gestad im 16. Jahrhundert zu seinem Namen. Der Name bedeutet, dass die Siedlung am Gestade, also am Ufer eines Gewässers lag. Das Dorf liegt an den Ufern des Turpachbachs, des Louwibachs und der Saane. Oder war damit vielleicht das Ufer eines ehemaligen Sees gemeint?

Arnensee
Das Wort «Arnen» ist keltischen Ursprungs und bedeutet Gebüsch oder Sträucher.

Louwibach/Lauenensee/
Lauenen
Auf das romanische «Lawina» (Schnee- oder Erdrutsch) zurückgehend, entstand im Lauf der Jahrhunderte Lowinon, Louwinen, Louwenen und Lauenen. Im Berndeutschen bedeutet das Wort «Louene» noch heute Lawine.
Autor: Martin Gurtner-Duperrex; Quellen:Saaner Jahrbuch 1971. Hrsg. Ulrich Chr. Haldi. Verlag Buchdruckerei Müller, Gstaad 1971. Ortsnamensbuch des Kantons Bern, ortsnamensbuch.unibe.ch; ortsnamen.ch; Illustration: Sven Pieren, Müller Medien AG
«Wassergrössen» im Saanenland
Basierend auf der Chronik von Christian Mösching von 1662/63, die sich ihrerseits auf ein Werk aus dem 15. Jahrhundert beziehen soll, veröffentlichte Christian Gander 1789 seine Mösching-Gander-Chronik, in der er über die «Wassernoth» vergangener Jahrhunderte berichtet. Der Gstaader Theodor Romang führte in seinen «Wetterkapriolen in früheren Jahrhunderten» diese Chronik bis in unsere Zeit weiter. Er stellte fest, dass wir uns «inmitten einer globalen Klimaerwärmung befinden, deren Ende nicht absehbar ist». Es ist davon auszugehen, dass wir neben Trockenperioden immer häufiger mit heftigen Gewittern, Stürmen und Dauerregenperioden zu rechnen haben.
Im Turbach wurden das Postlokal und das Konsumlädeli 1948 arg in Mitleidenschaft gezogen. Das ganze Inventar wurde vom Bach mitgeschwemmt. Das Haus musste abgestützt werden, weil das ganze Sockelgeschoss von der Wucht des Wassers weggerissen worden war.
Foto: Jacques Naegeli aus dem Fotoarchiv von Gottfried von Siebenthal-Imhof

1480
Nach einem trockenen Frühling regnet es ohne Unterbruch. Es kommt zu Erdrutschen im ganzen Saanenland, Bäche treten über die Ufer. Etliche Mühlen, Scheunen, Speicher und Brücken werden weggerissen oder unterspült, ein Wohnhaus wird zerstört.
1778
Ende November kommt es durch starken Südwind und ein Gewitter zu einer grossen Schneeschmelze. Das Saanenland wird von den Wasserfluten verwüstet. In Saanen schöpft man Wasser aus der ersten Etage der Häuser. Im Bernbiet wird eine Sondersteuer erhoben, um den Opfern zu helfen.
1859
Infolge frisch gefallenen Schnees und eines Föhneinbruchs reisst Ende Oktober das Schmelzwasser am Arnensee eine Schleuse auf. Die Flutwelle richtet grosse Zerstörungen bis ins Tal hinunter an. Im Grund wird ein See aufgestaut, der zwei Wochen stehen bleibt.
1948
Am 20. Juli geht im Turbach ein schweres Gewitter mit Hagelschlag nieder. Der Turpachbach verwandelt sich in ein Wildwasser. Das Post- und Telefonbüro und das Konsumgebäude werden verwüstet sowie mehrere Brücken, darunter die Krambrücke, weggerissen.
2010
Am 7. Juli bahnt sich der Chalberhönibach nach einem Gewitter seinen Weg durch die Rübeldorfstrasse in Saanen und hinterlässt eine Schneise der Verwüstung. Unzählige Wohn- und Gewerbehäuser werden beschädigt und geflutet, die Strasse wird weggerissen oder unterspült.
1651
Ganze Weiden und Äcker werden fortgeschwemmt. Mit finanziellen Mitteln aus der Landschaftskasse und gegenseitiger Solidarität wird den Geschädigten geholfen.
1802
Im Februar entsteht nach Dauerregen bei Schönried durch geschmolzene Schnee- und Eismassen ein See. Nach dem Bruch des Schneedamms stösst eine Flutwelle durch den Chouflisbach talwärts und richtet Verwüstungen an. 1828 wird der Bach begradigt und eingedämmt.
1944
Saanen liegt am 22. November wegen eines Wärmeeinbruchs und heftiger Niederschläge unter Wasser. Die Kanalisation kann dem Wasserdruck der Saane nicht standhalten, sodass die Wassermassen aus den Schächten quellen. Auf der Pfrundmatte entsteht ein See.
1970
Nach einem heftigen Gewitter richtet am 27. Juni der Mülibach in Lauenen durch eine Sturzflut grossen Schaden an. 20 Heimwesen werden verschüttet, 50 weitere stehen unter Wasser. Die Strasse zwischen Lauenen und Gstaad ist unterbrochen.
Autor: Martin Gurtner-Duperrex; Quellen: Auszüge aus der Mösching-Gander-Chronik und Artikel aus dem «Bund». Theodor Romang: Wetterkapriolen in früheren Jahrhunderten. Müller Druck, Gstaad 2010; Claude Haldi: Im Lande Sanon (unveröffentlicht).