Biogas: nachhaltige Energie aus Klärschlamm

Die ARA der Gemeinde Saanen erzeugt nachhaltiges Biogas. Der Betriebsleiter der Abwasserreinigungs-
anlage ARA in Saanen, Martin Vonlanthen, führt durch die Anlage, beantwortet Fragen und erklärt, warum Bauarbeiten im Gang sind.

Was ist Biogas und wie wird es gewonnen?
Biogas wird gewonnen, indem Klärschlamm und Speiseabfälle im Faulturm der ARA in einer konstant 38 Grad Celsius warmen, feuchten Umgebung durch Bakterien zur Gärung gebracht werden. Durch Säurebildung entsteht dabei Biogas, das vor allem aus Methan und Kohlendioxid zusammengesetzt ist. Der Prozess findet anaerob, also ohne Sauerstoff, statt. Als Nebenprodukt entsteht ausgefaulter Klärschlamm.

1. Die Kuppel überdeckt den drei Meter tiefen Faulturm.

2. Frischschlamm direkt aus der ARA.

Warum gilt Biogas als klimaneutral?
Biogas ist klimaneutral, weil das organische Substrat – Klärschlamm und Speiseabfälle — nur die von ihm gebundene Menge an CO2 bei der Verbrennung freisetzt und somit keinen zusätzlichen Ausstoss von CO2 verursacht. Biogas zählt zu den erneuerbaren Energien, da biologischer Abfall oder andere nachwachsende Rohstoffe genutzt werden.

3. Entwässerter Dickschlamm bereit für den Faulturm (82%).

4. Speiseabfälle aus der Hotellerie (18%).

Welches sind andere Vorteile von Biogas?
Es kann wetterunabhängig, zu allen Jahreszeiten erzeugt und in einem Gastank gespeichert werden. Apropos Tank: Da nächstes Jahr aus Kapazitätsgründen der ARA anstelle des jetzigen Gasspeichers ein zweiter Faulturm erstellt wird, musste auf der nördlichen Seite der Anlage ein neuer Speicher gebaut werden.

5. Neuer Gastank (rechts eingerüstet), Faulturm (Mitte) und alter Gasspeicher (links).

Wie wird das Biogas weiterverwendet?
Das Biogas wird im hauseigenen Blockheizkraftwerk der ARA verbrannt, um Strom für den Eigenverbrauch und Wärme für Faulturm sowie Heizung zu generieren. Der eigene Energiebedarf kann zu 100 Prozent gedeckt werden, der Überschuss wird ins öffentliche Netz gespeist. Das Kraftwerk wird 2025/26 erneuert, damit die gesetzlichen Abgaswerte eingehalten werden können.

6. Blockheizkraftwerk mit vierzylindrigem Motor.

Was wird mit dem ausgefaulten Klärschlamm gemacht?
Der Klärschlamm wird entwässert, getrocknet und als Brennstoff an die KWA Thun geliefert. Auch auf einem Bauernhof kann Biogas hergestellt werden, wenn der Rindergülle zusätzlich saubere organische Stoffe wie Bioabfälle, Silage oder Energiemais beigefügt werden. Das Restprodukt geht als wirksamer Dünger zurück aufs Feld. 

7. Ausgefaulter ARA-Klärschlamm kann Reste von Schwermetallen sowie Plastikrückstände enthalten und ist daher als Dünger ungeeignet

Zahlen & Facts:

Durchschnitt gerundet 2019–2022

21 000 m3
Schlammanfall

1000 t
Speiseabfälle

280 000 m3
Biogasproduktion

575 000 kWh
Verbrauch
elektrische Energie

600 000 kWh 
Produktion
elektrische Energie

127 600 kWh
Verkauf elektrische Energie

110 %
Eigenversorgungsgrad
elektrische Energie

98 %
Eigenversorgungsgrad
Wärme

Quellen:
saanen.ch;
Jahresbericht 2022 ARA Saanen

Martin Vonlanthen:

Seit letztem Jahr ist er Betriebsleiter der ARA Saanen.

Autor und Fotos: Martin Gurtner-Duperrex