Von der Mühle zur industriellen Revolution

Energie spielte in der Geschichte des Handels, des Gewerbes und der Industrialisierung eine herausragende Rolle. Techniken wie Mühle oder Dampfmaschine waren für diese Entwicklung entscheidend.

Mühlen – ein Sonderrecht im alten Saanen
Wegen finanzieller Sorgen verkaufte der Graf von Greyerz 1448 den Saanern seine verbliebenen grundherrlichen Rechte. Die Aufhebung der Gewerbe- und Handelsbeschränkungen beinhaltete das Recht, «Mülinen, Sagen, Bloewen, Schliffen und all ander Reder, so denn das Wasser triben mag» ohne Zins zu betreiben. Dass auch Bern 1555 dieses Recht anerkannte, war für die wirtschaftliche Entwicklung unserer Region wichtig, weil Mühlen zum Mahlen des Getreides, zum Antrieb der Sägereien und Walken von Filz benutzt wurden. 

In Gstaad gab es um 1900 noch mehrere Mühlen, so die Getreide- und Walkmühle bei der Krambrücke, die Sägemühle des Holzwerks Reichenbach beim heutigen Gstaaderhof oder die Mühle auf der Fabrigg, wo auf dem Areal des Hallenbades eine Zündhölzli- und Kistenfabrik betrieben wurde. Aber auch in Gsteig, Lauenen und Saanen gab es solche Anlagen. In der Oey bei Saanen existierte ab 1670 sogar eine Pulvermühle, wo Schwarzpulver hergestellt wurde ­– zwar nicht ganz legal, dafür aber wegen der Explosionsgefahr abseits des Dorfes.

Die Sägemühle neben dem Hotel Wildhorn in Lauenen (1908). Das Wasser wurde von oben her durch das hölzerne Wuhr (Wassserlauf) herangeführt, um das Rad durch das Gewicht der mit Wasser gefüllten Kästen anzutreiben. Foto: zVg Claude Haldi

Unter Volldampf zur Industrialisierung

Die vom Schotten James Watt in den 1770er-Jahren weiterentwickelte Kolbendampfmaschine gilt als Wegbereiter der Industrialisierung. Sie wurde vor allem als Antriebskraft für Pumpen in Bergwerken, für Mühlen, mechanische Webstühle und Pflüge eingesetzt, später auch für Dampflokomotiven und -schiffe. Das in einem geschlossenen Kessel erhitzte Wasser erzeugt Druck , weil sich das Volumen des Wassers beim Verdampfen stark ausdehnt. Dieser Druck wird über Zuleitungen abwechslungsweise durch zwei Öffnungen  in einen Zylinder  gepresst, wodurch ein Kolben  hin- und herbewegt wird. Eine Antriebswelle leitet die Drehbewegung an eine mechanische Vorrichtung  weiter. Ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Dampfmaschinen allmählich durch Elektro- und Verbrennungsmotoren verdrängt. In gewissen Kraftwerken werden bis heute zur Stromerzeugung Dampfturbinen eingesetzt.

Autor: Martin Gurtner-Duperrex; Quellen: Claude Haldi, Im Lande Sanon (unveröffentlicht)/im Besonderen: Das Statutarrecht der Landschaft Saanen, Hermann Rennefahrt, 1942.Vom Pulvermachen und Salpetergraben im alten Bernbiet, K.L. Schmalz, 1955; klexikon.zum.de; lernhelfer.de; wissen.de;  Illustration: wikiwand.com