Volksmusik im Saanenland: Das tut gut! 

Das Ländlerfest

Jedes Jahr Mitte Juni geht es auf der Promenade so richtig ab: «Dann verwandelt sich der Nobelwohnort Gstaad in ein grosses urchiges Volksfest», wie es Organisator Arnold Welten beschreibt. 12 bis 14 einheimische und auswärtige Musikformationen sorgen für Stimmung, genauso wie Alphorngruppen, Jodler und Treichler. Menschen singen, lachen und «dorfen». 

Mindestens zwölf Volksmusikanlässe organisiert Welten pro Jahr. «Viele Gruppen kommen immer wieder gerne zu uns. ‹Oesch’s die Dritten› etwa waren dieses Jahr schon zum elften Mal hier», freut sich der Organisator.

Der Macher: 
Arnold Welten organisiert seit 1984 Volksmusikanlässe.
Foto: Erich Käser

Was ist eigentlich Volksmusik?
Laut Duden ist Volksmusik «im Volk überlieferte und von ihm ausgeübte Musik von nationaler oder landschaftlicher Eigenart». Und was genau gehört zur Schweizer Volksmusik? Laut obrassoconcerts.ch ist Schweizer Volksmusik «eher eine kollektive Vorstellung, die so unterschiedliche Phänomene wie Alphorn-, Ländlermusik und Jodelgesang umfasst, die aber auch Tessiner Volkslieder, Westschweizer Chöre oder Berner Liedermacher mit einschliesst».

Das «Saaneliedli» ist wahrscheinlich im Zeitraum von 1870 bis 1900 entstanden, vermutet der Saaner Komponist Jürg Domke. Der Autor des Liedtextes, Rudolf Wehren (übrigens auch Gründer des «Anzeigers von Saanen»), lebte von 1846 bis 1923. Jakob Hurni hat das Lied 1959 aus der Überlieferung zu Papier gebracht und den Satz dazu geschrieben, also eine 2., 3. und 4. Stimme hinzugefügt. Foto: zVg

Erste Naturjodel im Saanenland

Jürg Domke ist Komponist von Jodelliedern und Naturjützen. «Auch heute gibt es noch viele erhaltene Volkslieder, doch nur teilweise existieren Schriftstücke. Viele Volkslieder sind nur mündlich tradiert», sagt er.Über die Anfänge der Volksmusik im Saanenland kann Domke nur Vermutungen anstellen: «Die ältesten überlieferten Werke des Saanenlandes sind sicher die Naturjodel, die ab dem 18. Jahrhundert als Sennengruss von Alp zu Alp erschallten, zum Beispiel ‹Der alt Saanejutz› – da sind meines Wissens aber keine Noten vorhanden.»

Oder doch?
Haben Sie vielleicht alte Noten, Fotos oder Geschichten über die Anfänge der Volksmusik im Saanenland? Wir freuen uns über Ihre Zusendungen an:
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Kümmert sich um alte Volkslieder und komponiert neue:
Jürg Domke. Foto: zVg

«Das Bild zeigt den Grossonkel meiner Frau, Eduard Raaflaub, welcher das Alphorn selber fabriziert hat», so Jürg Domke über den frühen Saanenmösner Musikus. Eduard Raaflaub lebte von 1885 bis 1952. Das Alphorn ist übrigens noch erhalten und kann im Museum der Landschaft Saanen betrachtet werden.

Erste Annäherung ans Akkordeon.
Gyorgi Spasov bei einem Schnuppertag in der Schule. Foto: zVg

Und heute?

Volksmusik fasziniert nach wie vor. Die Tradition geht weiter. Viele begabte Laien geben ihre Kenntnisse am Handörgeli oder Alphorn an ihre Kinder weiter. Andere junge Leute, die von der traditionsreichen Volksmusik fasziniert sind, nehmen Unterricht bei professionellen Lehrkräften. Ernst Oberli von der Musikschule Saanenland-Obersimmental bestätigt die Tendenz: «Beim Jodelgesang oder in den Schwyzerörgeli-Kursen haben sich die Schülerzahlen bei etwa 20 pro Semester eingependelt. Aber auch Akkordeon, Klarinette oder Kontrabass lernen bis zu zehn Schülerinnen und Schüler pro Semester.» Die Volksmusik lebt also weiter!