Küchenabfälle im Tank

Welche Alternativen gibt es zum Elektroauto, das bei grösseren Fahrzeugen und für längere Distanzen an seine Grenzen stösst? Der Empa-Antriebsexperte Christian Bach gibt Auskunft.

Christian Bach, was für ein Auto fahren Sie?
Ein Biogasauto, welches zu den klimafreundlichsten Transportmitteln gehört. Mich fasziniert, dass man aus Gülle und Grüngutabfällen Treibstoff herstellen kann. Diese Fahrzeuge sind aber nur «vernünftig» motorisiert und Allrad gibt es nicht.

Für die breite Masse also nicht interessant. Ist das Elektroauto eine bessere Lösung?
Für die meisten Leute ist das Elektroauto heute die ideale Lösung. Studien zeigen, dass 70 Prozent der Tagesfahrstrecken von Personenwagen kürzer sind als 40 Kilometer. Diese sollten künftig elektrisch gefahren werden. Allerdings sind die restlichen, längeren Tagesfahrstrecken für 70 Prozent der CO2-Emissionen von PKW verantwortlich. Es ist herausfordernder, diese auf Elektroantrieb umzustellen.

Welche Alternativen sehen Sie?
Wir fokussieren uns an der Empa auf Antriebskonzepte, die auf erneuerbarer Energie basieren. Dazu zählen neben dem Elektromotor der Wasserstoffantrieb sowie Verbrenner mit synthetischen Treibstoffen. Elektromobilität müsste bei Personenwagen zum Standard werden, Wasserstoff im nationalen Güterverkehr und synthetischer Kraftstoff im internationalen Güter-, Flug- und Schiffsverkehr.

Wie sieht es mit dem Wasserstoff und den synthetischen Treibstoffen aus?
Wasserstoff eignet sich insbesondere für den nationalen Gütertransport. Aufholbedarf gibt es bei der Infrastruktur für die Aufbereitung und Verteilung. Einige Grossverteiler investieren bereits in diese Technologie. Synthetische Treibstoffe werden aus erneuerbarem Wasserstoff und Kohlendioxid (CO2) hergestellt. Bei der Nutzung entsteht zwar wieder CO2, aber nur so viel, wie der Atmosphäre zuvor für die Herstellung des synthetischen Treibstoffs entzogen wurde.

Kann das Ziel von Netto-Null-Emissionen bis 2050 erreicht werden?

«Ja, wenn der Energiewandel jetzt schnell und im grossen Stil umgesetzt wird. Es braucht aber noch weitere Massnahmen, so bei der Vermeidung von Verkehr oder der Stärkung des öffentlichen Verkehrs», sagt Christian Bach. Beim Import von erneuerbarem Treibstoff
brauche es klare Herkunftsnachweise, um Missbrauch zu vermeiden.

Zur Person:

Nach seiner Lehre als Automechaniker in Gstaad und der Ausbildung zum Automobilingenieur an der Fachhochschule Biel absolvierte Christian Bach (59) Weiterbildungen im Bereich Null-Emissionen-Fahrzeuge in Kalifornien. Danach war er Projekt- und Gruppenleiter an der Empa, dem Forschungsinstitut für Materialwissenschaften und Technologie der ETH. Seit 2001 ist er Abteilungsleiter Fahrzeugantriebssysteme sowie Lehrbeauftragter an der ETH Zürich und der Hochschule Luzern. Der in Wangen bei Dübendorf wohnhafte Bach ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.

Autor: Martin Gurtner-Duperrex; Foto: zVg