Restauration von Fassaden
Denkmalgeschützte Bauten zeugen von einer lebhaften Baugeschichte. Die Spuren der Vergangenheit sind vor allem auch an den Fassaden gut ablesbar. Aufgrund restauratorischer Voruntersuchungen erarbeitet das Restauratorenteam von Fischer und Partner (Bern) zusammen mit der Denkmalpflege und dem Hausbesitzer auszuführende Massnahmen. Restauratoren sind zufrieden, wenn sie schadhafte, unansehnlich gewordene, in den Farben verblichene Schriften und Gemälde wieder in ihren ursprünglichen Zustand bringen konnten.
Flachschnitzereien
Im Saanenland begann Mitte des 17. Jahrhunderts Zimmermeister Hans Tüller zu bauen. Er war wohl der Erste, der mit Flachschnitzereien ein neues Element in die plastische Zier brachte. Die flachgeschnitzten geometrischen und pflanzlichen Formen wurden farblich voneinander abgesetzt. Auch die Farbpalette erfuhr weitere Ergänzungen. Die Meisterwerke Hans Tüllers stehen am Anfang der hervorragenden Reihe barocker Fassaden. Tüller gehört zu den grossen Zimmerleuten des Oberlandes.
Viele Unbekannte
Die Restaurateure erkannten unter der dick bemalten Stelle der Fassade nur noch die gekerbte Schrift. Nach langwierigem Wegkratzen der Ölfarbschicht kamen ein Saanenkranich und ein Bernerbär, beide noch mattfarbig, aber original, zum Vorschein.
Durch natürliches Schwinden, Aufquellen und Reissen des dürren Holzes wird die Malschicht auf Fassaden in Mitleidenschaft gezogen; dazu kommen Verwitterung und Verschmutzung. Nach hundert bis dreihundert Jahren verliert sich die Malereisubstanz vollständig.
Beurteilung
Die Restaurateure beurteilen die Schriften, die Gemäldesujets und die Farben. Sie suchen die richtige Schriftart und fragen sich, ob sie mit der Frakturschrift richtig liegen. Das Entziffern von Namen und Zahlen ist spannend, aber auch zeitraubend. Für den Buchstaben A beispielsweise gibt es mehrere Versionen. Oft sind gewisse Buchstaben auch spiegelverkehrt geschrieben oder gekerbt.
Im Saanenland bleiben zahlreiche hervorragende Bauwerke um 1770 anonym. Die Namen der führenden Zimmermeister des 19. Jahrhunderts kennt man kaum. Im 20. Jahrhundert werden Bauherren und Zimmerleute wieder vermehrt in Haussprüchen verewigt: Damit findet eine lange Tradition, die über Jahrhunderte in einzigartiger Weise die Geschichte eines Berufsstandes dokumentierte, ihre Fortsetzung. Soll die Aussage dieser Kunstwerke erhalten bleiben, sind periodische Restaurierungen notwendig, welche bis um 1940 vereinzelt von den Hausbesitzern selbst oder mit Hilfe von Malern, bisweilen unterstützt vom Heimatschutz, vorgenommen worden sind.
Quellen: Christian Rubi, Die Zimmermannsgotik im Saanenland, Die Bauernhäuser des Kantons Bern/Band 1: Das Berner Oberland; Beratung: Sandra Walker, Schriftenmalerin, Grund b. Gstaad; Autor: Eugen Dornbierer-Hauswirth; Fotos: Eugen Dornbierer-Hauswirth | Flachschnitzereien: Christian Rubi, Die Zimmermannsgotik im Saanenland