
Die Fassung der Killerenquelle auf rund 1500 Metern über Meer in der Sunnige Louwene.
Alte Wasserregelung
gilt heute noch
In Lauenen werden alte Wasservereinbarungen bis heute mit traditionellen Holzschiebern geregelt, damit die von der Killerenquelle versorgten Haushalte genug Wasser haben.
Die Wasserfassung und -verteilung in der Sunnige Louwene ist seit dem 16. Jahrhundert verbrieft. Seitdem wird das Wasser der Killerenquelle an aktuell 18 verschiedene Eigentümer mit 22 Wohnungen, 17 Ställen und Schürli verteilt. Die Wasserverteilung erfolgt auch heute noch nach einem ähnlichen Verteilschlüssel, auf den sich Peter Anen, Glawy Anen, Uli Boumer, Peter Tüller und Peter Frick am 29. März 1531 gemäss dem noch gut erhaltenen Originalwasserbrief geeinigt haben. Darin heisst es: « … als wir, die obgemelten, all grossen mangel und bresten um wasser uf etlichen unsren gütern gehebt hand und ein lange Zeit, sind wir all einhällig, unsers guten freyen willens, und mit gemeinem rath mit einandren des eins worden und übereinkommen, ein wasser zu fassen und füren uf unsre güter, genampt Kilbrunnen …» Interessant an dieser Stelle wäre zu wissen, ob die Killerenquelle vom Geltengletscher gespeist wird, durch ein unterirdisches Wassersystem oder von Regenwasser. Denn dies, sagt der zuständige Quellvogt Jörg Trachsel – der für seinen Haushalt auch Wasser von der Killerenquelle bezieht –, sei bis heute ungewiss.

An sieben verschiedenen Teilstöcken, so werden die Wasserleitungsverzweigungen bezeichnet, werden sogar noch heute hölzerne Mengenschieber von Hand betätigt. Mit diesen wird manuell je nach Wassermenge, die von der Quelle geliefert wird, der Durchfluss erhöht oder verringert. Auf diese Weise wird auch sichergestellt, dass die acht Wasserbezüger mit dem sogenannten «Überwasserrecht» so lange wie möglich auch Wasser erhalten. Übrigens: Zum am weitesten von der Killerenquelle entfernten Gebäude in der Enge führt eine rund 2250 Meter lange Wasserleitung. Weil das ganze Wasserverteilsystem der Killerenquelle drucklos funktioniert, hat sich mittlerweile praktisch jede angeschlossene Partei ein eigenes Wasserreservoir gebaut. Solche Reservoirs sind in die Erde eingelassene Wassertanks aus Kunststoff oder Beton mit einem Wasserfassungsvermögen von bis zu 6000 Litern. Um im eigenen Haushalt genug Wasserdruck auf die Leitung zu bekommen, werden solche Wasserreservoirs so hoch wie möglich am Hang oberhalb des Hauses angelegt. Denn pro zehn Meter Gefälle wird ein bar Druck erzielt.
Bei optimalen Bedingungen liefert die Killerenquelle eine Überflussmenge zwischen 75 Litern Wasser pro Minute (November 2021) und 225 Litern Wasser pro Minute (November 2020). Eine eigentliche Wasserknappheit verzeichnete man letztmals im November 2019, als nur noch 25 Liter Überflusswasser pro Minute flossen. Die eigentliche Wassermenge, welche die Killerenquelle liefert, kann nicht genau beziffert werden, weil es in dem alten Verteilsystem weder Wasseruhren noch Durchflussmesser gibt.

Quellvogt Jörg Trachsel öffnet einen Teilstock.

Im heutigen Teilstock wird das Wasser geteilt: hier ein Drittel zu zwei Dritteln.
Autor und Fotos: Kerem S. Maurer